So lautet ein alter Spruch von 1643 über unsere Stadt Schwäbisch Hall. Damit ist also in Kürze das Wesentliche ausgesagt. Doch Die Geschichte unserer Salzquelle und der damit verbundenen Besiedlung ist weit älter. Seit mindestens 500 v. Christus wurde die Salzquelle durch die Kelten ausgebeutet. Der Name "Hall" ist keltischen Ursprungs (hala) und bedeutet Salz. Um 150 n. Christus verschüttete ein Erdrutsch das keltische Dorf, und damit auch die Salzquelle. Erst um 800 n. Christus wurde die Quelle wieder entdeckt. Der Sage nach folgte der Graf von Westheim während der Jagd einem Hirsch und stieß auf die Salzquelle. Damit begann eigentlich die Entwicklung unserer Stadt. Salz, "das weiße Gold des Mittelalters", war es auch, das den Reichtum und Ansehen der Siedlung am Kocher begründete. 1037 urkundlich erstmals erwähnt, entwickelte sich Hall schon bald zu einer bedeutenden Stadt, die unter der Herrschaft der Staufer reichsunmittelbar wurde bzw. Stadtrechte bekam und eigenes Markt und Münzrecht erhielt.

Rechte an der Saline

Nach mittelalterlichem Recht waren Bergwerke und Mineralquellen Eigentum des jeweiligen deutschen Herrschers, so auch unsere Sole (Salzquelle). Um Adelige und Klöster zu gewinnen oder für geleistete Dienste zu belohnen, entäußerte sich das Königtum seiner wertvollen Sied- und Brunnenrechte. 1306 betrug der Königsbesitz kaum noch 5 Prozent. Es wurde ein Bewirtschaftungsgesetz erlassen, wonach die Saline in 111 Anteile aufgegliedert wurden. Der Stadt Hall gelang es "24 Sieden" d.h. Anteile zu gewinnen, so dass sie schließlich den entscheidenden Einfluss ausüben konnte und Haupterbe der früheren Königsrechte wurde. Bald gingen viele Sieden in bürgerliche Hände über. Sie waren mit der Zeit in kleinste Bruchteile zersplittert. 1776 besaßen über 1600 Personen Rechte an der Saline. Aber nicht allein dem Salz verdankt unsere Stadt seinen Reichtum und seine Bedeutung in früherer Zeit. Handel und Münzprägung kamen als Wirtschaftsfaktoren hinzu. Der "Heller" (uns bekannt durch das Lied " Ein Heller und ein Batzen ...") war im Mittelalter ein in ganz Europa gültiges Zahlungsmittel. Gesotten wurde damals aber nicht das ganze Jahr über, sondern nur etwa 20 Wochen. Zu Beginn der Salzperiode wurde der Salzbrunnen (Haalbrunnen) in einer feierlichen Prozession umschritten und der aus einer Kulthandlung hervorgegangene Siederstanz als Ritus vollzogen. Dabei wurde dem im "grünen Dom des Brunnens" wohnenden "Haalgeist", einer aus keltischer Zeit übernommenen Quellgottheit, geopfert. Er soll auch heute noch sein Unwesen treiben (siehe unten).

Von Lehnsherren und "Erbsiedern"

Es bildete sich eine Salzgemeinde mit eigenem Standesgericht und eigener Verwaltung, aufgeteilt in zwei Gruppen: Die erste Gruppe bilden die Lehensherren als höher Gesellschaftsschicht. Sie besitzen den Quelltopf, sorgen für seine Unterhaltung und bekämpfen die stets eindringenden Wildwasser. Der zweiten Gruppe gehören die Sieder als die ehemaligen Salzknechte an. Sie übernehmen die Erzeugung und den Vertrieb. Die früher Unfreien rücken zu "Erbsiedern" auf, die Lehensherren überlassen ihnen gegen Abgabe (Pacht) die Brunnenausnutzung. So entstand eine merkwürdige Art von Untereigentum auf genossenschaftlicher Grundlage. Oft stiegen Erbsieder zu Lehensherren auf.

Reichsstadt Hall verliert ihre Selbständigkeit

Nachdem Napoleon durch seine "europäische Flurbereinigung" das Herzogtum Württemberg zum Königreich aufgewertet hatte, indem er verschiedene bis dahin eigenständige Gebiete einfach dem neuen Königreich angliederte, ging auch die Selbständigkeit der Reichsstadt Hall verloren (1804). Eine Schützenscheibe aus dieser Zeit zeigt, dass beim Einzug der Württembergischen Truppen auf dem Marktplatz kein Bürger zu sehen ist. Im Jahre 1977 fand im Schwäbisch Haller Rathaus ein Empfang anlässlich des Jubiläums "25 Jahre Baden-Württemberg" statt. Unser damaliger OB Karl-Friedrich Binder überreichte dem Ministerpräsidenten eine Kopie der oben erwähnten Schützenscheibe. Bei diesem Fest war der Marktplatz brechend voll.

Die Siedensrente

Ein Zeichen also, dass wir inzwischen gute Baden-Württemberger geworden sind. Durch die Einverleibung unserer Stadt in das Königreich Württemberg gelangte die Salzquelle in Staatseigentum. Die Rechte der damals 193 Familien zählenden Siederschaft wurden abgekauft und auf ewige Zeiten und unabhängig vom politischen System wurde eine Rente gewährt, die als "Siedersgeld" noch heute besteht. (Ein Gerichtsverfahren von dem Oberlandesgericht Stuttgart bestätigte im August 1977 erneut, dass das Land Baden-Württemberg als Rechtsnachfolger des damaligen Königreichs Württemberg die Siedensrente weiterhin zu zahlen habe.)

Ender der Salzquelle

Bis 1827 wehrten sich die Haller Sieder erbittert gegen diese Regelung, doch sie sollte sich als segensreich erweisen. Im Jahre 1825 fand man in der Nähe von Schwäbisch Hall ein Steinsalzlager (nach dem damaligen König Wilhelm I. "Wilhelmsglück" benannt). Die Salzgewinnung aus dem Steinsalz erwies sich als wirtschaftlicher, so dass die Haller Quelle aufgegeben wurde. Im letzten Augenblick also, ehe der Betrieb unwirtschaftlich wurde, konnten die Sieder ihren Besitz verkaufen. Im Jahre 1885 wurde in Friedrichshall (bei Heilbronn) ein 180m tiefer Schacht abgetäuft, durch den bis zur heutigen Zeit Steinsalz bergmännisch abgebaut wird. Durch die schlechten Verkehrswege (im Gegensatz zu Heilbronn durch den Neckar) verlor auch bald das Bergweck Wilhelmsglück seine Bedeutung. Heute erinnert nur noch der Schachteingang an das ehemalige Bergwerk in unserem Raum. Die Salzquelle in Schwäbisch Hall fließt zwar heute noch, wird aber nur noch für medizinische Zwecke (Solebäder, Inhalationen) sowie im neu errichteten Solebad genutzt.

Salzmuseum

Um 1900 wurden die Gradierwerke und Salinengebäude abgebrochen. Heute bedauert man diesen Schritt und will ihn durch die Errichtung eines Salzmuseums wieder gut machen. Ein bescheidener Kurbetrieb von der Jahrhundertwende bis in die 60er Jahre erwies sich nicht als konkurrenzfähig gegen die großen deutschen Heilbäder.

Der Haalgeist ("Hoolgaascht")

In Schwäbisch Hall gibt es einen Geist, den man den Haalgeist nennt, nach dem Salzbrunnen oder »Haal«, wo er umgeht. Er ist ein alter Salzsieder und zeigt sich immer drei bis vier Tage vor einer Überschwemmung, trägt eine Laterne in der Hand und geht vom Kocher her auf die untere Stadt zu, indem er beständig mit lauter Stimme ruft: »Raunit aus! Raunit aus!« So weit er aber vorwärts geht, so weit tritt jedesmal in den nächsten Tagen der Kocherfluß über. Der Haalgeist, den man auch im Kocher platschen hören kann, ist schon öfters in die Stadt gekommen. Dann haben die Leute Keller und Wohnungen geräumt und haben sich vor der Überschwemmung in Sicherheit gebracht. jedesmal hat der Geist die Ausdehnung des Wassers genau angezeigt. Der Haalgeist tat niemandem etwas zuleid, wenn man ihm keine Beachtung schenkte. Sobald ihn aber jemand aus Neugier oder Mutwillen anrief, erschien er ihm sogleich in einer schrecklichen Gestalt: als schwarzer Pudel oder als zottiges Kalb mit fenstergroßen, feurigen Augen, so daß den Vorwitzigen Angst und Entsetzen packten. Ganz schlimm erging es einem Salzsieder, der es gewagt hatte, ihn zu necken. Als dieser einmal bei Nacht noch an der Arbeit war, steckte der Haalgeist seine gewaltige lange Nase durch einen Spalt in der Wand des Siedehauses und fragte: "Ist dees nit e Noos?" Der Sieder, nicht faul, füllte rasch ein Gefäß mit siedendem Wasser, goß es dem Haalgeist auf die Nase und rief: "Ist dees nit e Guuß?" Ehe er sich's aber versah, hatte ihn der Haalgeist gepackt und über den Kocher hinüber auf den Gänsberg geworfen und dabei höhnisch geschrien: "Ist dees nit e Wuurf?".

Literatur:
Dieter Kalinke: Die Haller Sieder, Geschichte und Brauchtum des Grossen Haller Siedershofes, Verlag Haller Tagblatt
Eduard Krüger: Schwäbisch Hall, ein Gang durch Geschichte und Kunst, Eppinger Verlag Schwäbisch Hall